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Stolpersteine

Stolpersteine sind im Boden verlegte kleine Gedenktafeln.

Hiddensee ist Teil des europaweiten Kunstprojektes von Gunter Demnig, welches an die Opfer des Nationalsozialismus mittels kleiner Gedenksteine im Trottoir erinnern soll. 

Insgesamt sechs solcher Stolpersteine  – Geschenke von Bürgern an die Gemeinde – wurden mittlerweile auf Hiddensee verlegt.

Im Jahr 2008 erhielt Hiddensee den ersten Stolperstein für Henni Lehmann

Sie unterstütze den Bau des Arzthauses und die Gründung der Genossenschaftsreederei. 

Gemeinsam mit Malerkolleginnen gründete sie den Hiddensoer Künstlerinnenbund und erwarb die Blaue Scheune als Arbeits- und Ausstellungsort.

Weitere Stolpersteine gibt es für die Malerinnen Clara Arnheim, Julie Wolfthorn, Käthe Löwenthal und Susanne Ritscher. 

Alle hier genannten Malerinnen waren jüdischer Herkunft und daher der Verfolgung und Unterdrückung durch die Nationalsozialisten ausgesetzt. Ein weiterer Stolperstein ist dem Pädagogen Adolf Reichwein gewidmet, der sich als Mitglied des Kreisauer Kreises aktiv gegen das nationalsozialistische Regime engagierte.

Arnheim, Clara

Clara Arnheim gilt als die Mitbegründerin des „Hiddensoer Künstlerinnenbundes“ im Jahr 1922. „Clara Arnheim wohnte viele Sommer in Vitte auf Hiddensee bei dem Mühlen- und Bäckermeister Schwartz, dessen Haus sie auf einer Radierung wiedergab. Sie schuf Aquarelle und Ölgemälde auf Hiddensee, die die Insellandschaft und ihre Bewohner – wie die Fischer – zum Thema hatten. Besonders ihre stimmungsvollen impressionistischen Aquarelle zeichnen sich durch zarte Farben aus.“ (Quelle – Hiddensee – Die besondere Insel für Künstler von Ruth Negendanck S. 129) Clara Arnheim starb am 28.08.1942 in Theresienstadt.

Lehmann, Henni

Henni Lehmann – Tochter eines Berliner Arztes – heiratete 1888 den Jurist Karl Lehmann. Als selbstbewusste Persönlichkeit setzte sie ihre Liebe zur Malerei durch. Allerdings musste auch sie, wie viele andere Malerinnen ihrer Zeit, ihr Kunststudium auf privaten Schulen betreiben, welche sie wegen mangelnder Professionalität 1913 in einem Referat kritisiert. 1907 lässt sie auf Hiddensee ein Sommerwohnhaus für ihre Familie bauen, bei dessen Planung sie sehr darauf bedacht ist, dass sich das Haus in die Landschaft der Insel einfügt. So entstand eine Architektur, welche die Bauweise der schilfbedeckten Fischerhütten nachempfindet. Henni Lehmann war Zeit ihres Lebens gesellschaftlich sehr engagiert. So wurde auch ihr Sommerhaus auf Hiddensee zum gesellschaftlichen Treffpunkt. 1914 gründete sie, zusammen mit Pastor Arnold Gustavs und den Lehrern Berg und Gutzmann, den „Natur- und Heimatschutzbund Hiddensee“. „Im Jahre 1922 gründete Henni Lehmann den „Hiddensoer Künstlerinnenbund“. Die neben ihrem Haus stehende Scheune des Bäckers Schwartz wurde zum Ausstellungsgebäude „Blaue Scheune“ umgebaut. Hier konnten Künstlerinnen aus ganz Deutschland ihre Werke den auf Hiddensee weilenden Touristen zeigen. 

Leider hat sich aus dieser Zeit weder ein Gästebuch noch eine Ausstellungsübersicht erhalten. Nur die Namen  der Künstlerinnen sind bekannt. Im Jahre 1934 verkauft Henni Lehmann die Blaue Scheune an Elisabeth Niemeier. Auch diese veranstaltete Ausstellungen in dem längst bekannt gewordenen Gebäude. Für Henni Lehmann, die konvertierte Jüdin, wurde das Leben auf der Insel immer schwieriger. Der Ort Vitte, in dem ihr Sommerhaus stand, warb in seinem Ortsprospekt ab 1922 mit dem Satz „Juden finden hier keine  Aufnahme“. Die Insel Hiddensee war antisemitisch geworden. Im Jahre 1937 nahm sich Henni Lehmann – gekennzeichnet von einem Krebsleiden – das Leben.“  (Quelle – Hiddensee – Die besondere Insel für Künstler von Ruth Negendanck S. 56).  Henni Lehmanns Liebe zur Landschaft und Flora der Insel Hiddensee spiegelt sich unwillkürlich in ihren Bildern wider, von welchen heute leider nur noch wenige erhalten sind.

Loewenthal, Käthe

Käthe Loewenthal (geb. 27.03.1878, gest. 26.04.1942) wurde als älteste von 5 Töchtern des Augenarztes und Hygienikers Wilhelm Loewenthal und seiner Frau Clara in Berlin geboren. Die Familie lebte zeitweise in Genf, Lausanne, Paris, Belgrano (Argentinien) und Berlin, wo der Vater an den jeweiligen Universitäten arbeitete. 1890 übersiedelte die Familie nach Bern. 1892 ging Käthe zurück nach Berlin und besuchte dort die Höhere Schule bis zu ihrem Abschluss 1895. Von 1895 bis 1897 studiert sie beim Berner Maler Ferdinand Hodler. Sie unternahm viele Auslandsreisen und so lernte sie in Paris auch den Maler Leo von König kennen. Sie ging mit ihm wieder zurück nach Berlin und studierte an der von König gegründeten privaten Malschule. 1904/1905 arbeitet sie als freischaffende Künstlerin in München und wurde dort außerordentliches Mitglied im Münchner Künstlerinnenverein. Sie unternahm viele Reisen in das Berner Oberland. Dies wurde dann auch das Hauptmotiv ihrer früheren Landschaftsbilder. 1909 zog sie von Tübingen nach Stuttgart, wo sie auch Mitglied im Württembergischen Malerinnenverein wurde. 1910 nahm sie ein Studium an der Königlich Württembergischen Kunstschule in Stuttgart auf, in der von Adolf Hölzel geleitet “Damenmalklasse”. 1912 erwarb ihre Schwester Susanne eine Fischerhaushälfte in Vitte auf der Insel Hiddensee. Bis 1935 besuchte Käthe Loewenthal regelmäßig im Sommer die Insel und so entstanden eine Vielzahl von Bildern, die das Meer, die Küste und die Landschaft Hiddensee zum Motiv hatten. Bis zur Auflösung des Hiddenseer Künstlerinnenbunds um Henni Lehmann 1933, war sie Mitglied. Von 1914 bis 1934 war sie als freie Malerin tätig und verdiente ihr Geld u.a. mit dem Malen von Porträts. Ab 1934 erhielt sie als Jüdin Malverbot. In der Zeit von 1935 bis 1941 unternahm sie noch Reisen in die Schweiz, doch 1941 wurde ihre Wohnung in Stuttgart gekündigt und sie musste in eine Judenwohnung umziehen. 1942 wurde Käthe Loewenthal in das Sammellager bei Weißenstein umgesiedelt. Von dort wurde sie dann in das Durchgangslager Izbica bei Lublin gebracht und ermordet. An Käthe Loewenthal erinnern Stolpersteine in Vitte und Stuttgart.

Reichwein, Adolf

Adolf Reichwein (* 3. Oktober 1898 in Ems; † 20. Oktober 1944 in Berlin-Plötzensee) war ein deutscher Pädagoge und Kulturpolitiker (SPD). Er war als Mitglied des Kreisauer Kreises aktiv im Widerstand gegen die nationalsozialistische Diktatur. 

Ritscher, Susanne

Susanne Ritscher wurde 1886 in Neuilly Sur Seine, als eine von 5 Töchtern des renommierten Mediziners und Hygienikers Wilhelm Loewenthal (1850-1894) und Clara Hannchen Loewenthal (1854 – 1929) geboren. Die Kinder Löwenthals wuchsen, obwohl die familiären Wurzeln jüdischer Natur waren, sehr weltoffen auf. Sie lernten, dank der vielen Auslandaufenthalte des Vaters, verschiedene Kulturen und Menschen kennen. Als Wilhelm Loewenthal frühzeitig verstarb, war es der Mutter Clara, dank ihrer vermögenden Familie machbar; Käthe, Agnes und Susanne eine gute Ausbildung wie auch künstlerische Karrieren zu ermöglichen. Susanne Ritscher hat allein durch die Hilfe von Freunden die Deportation durch die Nazis überstanden. In den 1950er Jahren nahm sie ihre künstlerische Arbeit wieder auf. Trat aber nie mehr damit in die Öffentlichkeit. 1989 starb Susanne Ritscher.

Wolfthorn, Julie

Julie Wolfthorn (geb. 08.01.1864, gest. 29.12.1944) war eine deutsche Malerin, Zeichnerin und Grafikerin der Moderne. Bis auf wenige Bilder in den Depots deutscher Museen, galt ihr umfassendes Werk lange Zeit als verschollen. Es wurde erst Anfang 2000 wieder entdeckt. Julie Wolfthorn wurde unter dem Namen Julie Wolf(f) als jüngstes von 5 Kindern einer bürgerlichen jüdischen Familie in Thorn geboren; zu ihren Geschwistern gehörte auch der Bildhauer Georg Wolf. Im Alter von 6 Jahren wurde sie Waise. Ab 1890 studierte sie Malerei und Grafik in Berlin. Ab 1892 studierte sie an der Pariser Académie Colarossi bei Gustave Courtoisie und Edmond Aman-Jean. 1893 kehrte sie nach Berlin zurück. 1895 besuchte sie die von Curt Hermann geleitete Zeichenschule für Damen. 1897 verbrachte sie den Sommer in der Künstlerkolonie Worpswede. 1898 wurde sie als eine von 4 kunstschaffenden Frauen Gründungsmitglied der Berliner Secession. Diese verließ sie aber bald, da sie sich dort benachteiligt fühlte. Trotzalledem stellte sie bis 1913 regelmäßig in der Berliner Secession aus. 1898 war sie Mitglied des “Vereins der Künstlerinnen und Kunstfreunde Berlin”. Sie war bis dahin eine der wenigen Frauen, die regelmäßig Aufträge des Jugendstil-Magazins “Jugend” erhielten, für das sie Titelblätter und Illustrationen erstellte.

1904 heiratete sie den Kunsthistoriker- und kritiker Rudolf Klein-Diepold. 1905 unterzeichnete Julie Wolfthorn mit über 200 Künstlerinnen eine Petition mit der Forderung der Zulassung an der Preußischen Akademie der Künste. Diese wurde von dem Akademiedirektor Anton von Werner abgelehnt. 1906 ist sie Mitglied im Deutschen Künstlerbund. Zusammen mit Käthe Kollwitz gründete sie in diesem Jahr die Ausstellungsgemeinschaft “Verbindung Bildender Künstlerinnen”. 1912 wählte man sie und Käthe Kollwitz in den Vorstand der Berliner Secession. 1927 trat sie dem Hiddensoer Künstlerinnenbund bei. Bis zu seiner Auflösung 1933 war sie ständiges Mitglied. 1933 wurde sie zusammen mit Fanny Remak aus dem Vorstand der Berliner Secession ausgeschlossen. Fanny Remak emigrierte nach England, Julie Wolfthorn blieb hingegen in Berlin und arbeitete dort mit dem Kulturbund Deutscher Juden zusammen. Dieser wurde 1941 verboten, die Mitarbeiter wurden verhaftet und das Vereinsvermögen wurde beschlagnahmt. Am 18.10.1942 wurde Julie Wolfthorn zusammen mit ihrer Schwester Luise Wolf mit dem “68. Alterstransport” in das von den Nationalsozialisten sogenannte Ghetto Theresienstadt deportiert. So fern es machbar war, zeichnete sie auch dort. Sie überlebte 2 Jahre in Theresienstadt und verstarb wenige Tage vor ihrem 81. Geburtstag.